Oghusische Tamgas in der Cunni Höhle

Die Cunni Höhle befindet sich sechs Kilometer entfernt vom Dorf Salyamaç in der ost-anatolischen Stadt Erzurum, Türkei. Die Höhle ist ein wichtiger Augenzeuge der Einwanderung der türkischen Nomaden, die zu der damaligen Zeit noch als Oghusen bezeichnet wurden. Im Laufe der Zeit änderte sich der Name dieser Nomaden von „Oghusen“ in „Turkmenen“. 

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Eingang der Höhle

Deutlich erkennbare Tamgas

An den Wänden der Höhle wurden insgesamt 50 Tamgas (Clan-Symbole) sowie diverse andere Zeichnungen von zwölf oghusischen Stämmen gefunden. Hinzu kommen noch sehr viele Zeichnungen von Reitern und Steinböcken. Der Steinbock war nämlich ein sehr wichtiges Tier für die alttürkischen Steppenbewohner. Es war auch dieses Tier, welches das Tamga der A-Shi-Na verzierte, die Herrscherfamilie, die das Reich der Türk (552-766) gründete. Noch heute findet man Gräber in Turkmenistan mit Steinbock-Köpfen am Kopf des Grabsteins.

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Krieger auf Pferden

 

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Oghusische Tamgas

Die Oghusen werden in zwei Zweige gegliedert, diese sind Üç-Ok („drei Pfeile“) und Boz-Ok („graue Pfeile“). Pfeil hat hier auch die Bedeutung „Stamm“. Jeder Zweig wird wieder in die Namen der Söhne von Oghus Khan, dem Stammesvater der Oghusen, unterteilt. Jedem Sohn wiederum werden die oghusischen Stämme unterteilt.  Die ogusischen Stämme, die Anhand der Tamgas in der Cunni Höhle identifiziert wurden, sind folgende:

Zweig Üç-Ok

Angehörig zum Sohn Gök-Han:

Peçenek, Çuvdaldar, Çepni

Angehörig zum Sohn Dag-Han:

Saldur, Eymur, Ula-Yundlu

Angehörig zum Sohn Demir-Han:

Igdir, Bügdüz

Zweig Boz-Ok

Angehörig zum Sohn Yildiz-Han:

Afschar

Angehörig zum Sohn Ay-Han:

Yigir

Angehörig zum Sohn Gün-Han:

Bayat, Kayi

Verbindung zu West-China

Was weiterhin interessant ist, ist dass in der Höhle Symbole existieren, die mit welchen aus Turfan (West-China), sowie fünf Symbole/Buchstaben, die mit Buchstaben aus den alttürkischen Orchon-Inschriften (Mongolei) identisch sind.

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Die kulturelle Bedeutung der Höhle

Die Cunni Höhle war womöglich ein Treffpunk der Oghusen, die in Ost-Anatolien unter dem seldschukischen König Sultan Alp Arslan im 11. Jh. eingedrungen sind. Man kann davon ausgehen, dass in dieser Höhle auch traditionelle Rituale durchgeführt wurden. Höhlen waren schon bei den Göktürken (Khaganat der Türk) sehr wichtig, so feierten die Göktürken bzw. das Herrscherhaus der A-Shi-Na jedes Jahr im Monat Mai ein Ahnen-Fest in einer Höhle und erinnerten sich so an ihre mystische Abstammung von einer Wölfin.

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