Mankurt

Das Wort Mankurt stammt wahrscheinlich aus dem Mongolischen „manguurakh“ und kann mit „dumm“ übersetzt werden.

Es taucht in der modernen Welt in dem Roman „Ein Tag länger als das Leben“ vom kirgisischen Autor Tschingis Aitmatow auf, der wiederum es von dem Epos „Manas“, einer traditionell nur mündlich überlieferten kirgisischen Legende, entnommen hat.

Ein Mankurt ist ein Kriegsgefangener, der durch eine bestimmte qualvolle Folterung geistlich beeinträchtigt wird und dem Herrn nur noch ein Sklave dient.

Entweder Tod oder ein Mankurt

Dem Gefangenen wird ein Stück Tierleder (meistens vom Schaf) auf den kahl-rasierten Kopf fest platziert, anschließend wird die Person weiter weg vom Dorf unter dem freien Himmel befestigt, damit die Sonne auf den Gefangenen scheint.

Durch die Sonne verfestigt sich das Tierleder mit dem Kopf und die Haare beginnen mit der Zeit in den Schädel hinein zu wachsen. Der Gefangene bekommt kein Wasser und kein Essen. Die Mehrheit der Gefangenen überleben diese Tortur nicht. Die Überlebenden wiederum wurden aufgrund der nach innen gewachsenen Haaren und der Beeinträchtigung des Gehirns instabil. Die Personen können nicht mehr sprechen und können sich auch an kein früheres Leben mehr erinnern.

Filme

Der Roman von Aitmatow wurde in Turkmenistan unter dem Namen „Mankurt“ verfilmt und ist auf Youtube zu finden.

 

Übertragung in die moderne Politik und Soziologie

In turksprachigen Ländern wird „Mankurt“ oft für eine Person benutzt, die irrational handelt und dem eigenen Umfeld schadet. So sagt Autor N. Shneidman, der auch ein Experte für russische Literatur ist:

„Das Mankurt-Motiv aus der zentralasiatischen Überlieferung ist die vorherrschende Idee des Romans und verbindet die verschiedenen Erzählstufen und Zeitabläufe. „In den späteren Jahren der Sowjetunion trat das Wort Mankurt in die Alltagssprache ein, um die Entfremdung der Menschen und ihrer Geschichte gegenüber ihrer eigenen Gesellschaft durch ihre Unterdrücker zu beschreiben. In ehemaligen Sowjetrepubliken wurde der Begriff benutzt, um jene Nichtrussen zu repräsentieren, die durch die Auswirkungen des Sowjetsystems von ihren eigenen ethnischen Wurzeln abgeschnitten wurden.“ – Norman Shneidman

 

2 Kommentare zu „Mankurt

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  1. Interessant, für was es alles Wörter gibt. Die Äquivalenz der beiden Situationen leuchtet ein. Hier beschreibt ihr ein grausames, aber auch sehr interessantes Bild. Schön, mal wieder etwas von euch zu lesen!

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