Ruinen in Osttibet bei Qamdo weisen darauf hin, dass Menschen vor etwa 4.000 bis 5.000 Jahren in der Region lebten. Der tibetischen Legende nach stammte das tibetische Volk aus der Vereinigung eines Affen und einer Dämonin.

Die Annalen der chinesischen Tang-Dynastie (10. Jhd. n. Chr.) Stellen den Ursprung der Tibeter unter die nomadischen pastoralen Qiang Stämme, die etwa 200 v. Chr. In der großen Steppe nordwestlich von China lebten. Diese Region, in der sich verschiedene ethnische Elemente jahrhundertelang trafen und vermischten, kann als die ursprüngliche Heimat der heutigen Tibeter angesehen werden.
Zwei Gruppen stechen besonders hervor: diejenigen, die in den kultivierten Tälern vorherrschen und möglicherweise aus dem Huang He-Becken (Gelber Fluss) stammen und mit den frühen Chinesen und Burmesen verwandt sind; und jene, die hauptsächlich unter den Nomaden des Nordens und in den Adelsfamilien von Lhasa zu finden sind, die Affinitäten zu den Turkvölkern zu haben scheinen und deren frühe Wandergebiete weiter nördlich liegen. Darüber hinaus gibt es im Westen dardische und indische Einflüsse, und entlang der östlichen Himalaya-Grenze bestehen Verbindungen zu einem Komplex von Stammesvölkern, die den Tibetern als Mon (Talaing) bekannt sind.
Beziehungen zu Tang China
Während in Tang China, die An Lushan Rebellion (755), das Land beträchtlich schwächte und die Rebellen den Gansu Korridor besetzten, blieben die westlichen Gebiete vom Kernland isoliert. Die Tibeter nutzten diese Gelegenheit um mehrere Invasionen zu starten. Mehrere siegreiche Schlachten wurden gegen die Tang ausgetragen, die die westlichen Festungen und Gebiete im Tarim Becken verloren. Sogar die Hauptstadt Chang An wurde von den Tibetern eingenommen. Erst als der Tang General Gou Ziyi, der den Aufstand von An Lushan niederschlug, an die Front zurückkehrte, konnten die Tibeter hinter die Grenzen zurückgedrängt werden.
Tang China verlor viele Gebiete und die Tibeter expandierten weiter. In den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts kontrollierten sie Gebiete, die sich vom Tarim Becken bis zum Himalaya und Bengalen sowie von den Pamirs bis zu den heutigen chinesischen Provinzen Gansu und Yunnan erstreckten.
Die Früchte ihrer Eroberungen waren auch die Vorbereitungen ihres Untergangs, denn weil sie so plötzlich erfolgreich aufgestiegen sind, haben fast alle ihrer Nachbarn begonnen, sie zu fürchten. Die Tang und das abbasidische Kalifat vertrauten sich aufgrund ihres ersten Kontakts (Talas Schlacht 751) am Talas Fluss vor einem halben Jahrhundert zuvor nicht aber wegen der Folgen tibetischer Eroberungen, tastete man sich langsam heran, bis die Abbasiden unter ihrem großen Kalifen Harun Al-Rashid ein Bündnis mit den Tang schlossen, um die tibetische Expansion zu verhindern. Schliesslich fügte, das Netz dieser Diplomatie und die Einmischung der Uiguren dem tibetischen Reich verheerende Schäden zu.
Mit dem Tod von Kaiser Rapalchen wurde das Land in viele Fürstentümer geteilt und es kam zu einem Jahrhunderte andauerndem „dunklen Zeitalter“. Während die Chinesen fast ein Jahrhundert lang von vielen Kriegsherren regiert und das Land zersplittert war, erholte man sich erst durch die Gründung der Song Dynastie. Natürlich kam es in den nächsten Jahrhunderten wieder zu politischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Als die Song von Steppenhorden aus dem Norden bedroht wurden, schickten die verschiedenen tibetischen Fürstentümer Hilfsmittel wie Kriegspferde, während die Chinesen sie mit Gold und Tee versorgten. Die beiden Völker waren zum ersten Mal unter der mongolischen Yuan-Dynastie (1279 bis 1368) von Kublai Khan vereint.
Die Armee
Das tibetische Reich hatte Tausende gut gepanzerter Krieger, die alle mit schweren Rüstungen und mit Rattanschildern (Rattan ist eine Palmenart) ausgestattet waren. Tibets Macht war so groß, dass sogar das abbasidische Kalifat sie fürchtete.
Ihre Kavallerie praktizierte eine ähnliche Lebensweise, wie die der Steppennomaden, die auf ihren Pferden lebten und starben.
In der Blütezeit des Reiches bestand der Kern der kaiserlichen Armee aus Kriegern wie diesen. Nach dem Untergang des Reiches entstand ein Machtvakuum auf dem tibetischen Plateau. Nur wenige lokale Herrscher konnten sich leisten, eine große Armee aus gepanzerter Kavallerie zu unterhalten. Die meisten von ihnen fungierten als Elite Leibwächter für lokale Kriegsherren.
Viele überlebten als Söldner oder überfielen rivalisierende Fürsten.
Die Offiziere waren nicht Vollzeit beschäftigt und wurden nur im Kriegszustand einberufen. Trotz ihrer Fähigkeiten auf dem Schlachtfeld war die Versorgung tibetischer Armeen immer mangelhaft und stark unorganisiert. Im Vergleich zu den benachbarten mongolischen und chinesischen Armeen waren die tibetischen Versorgungslinien sehr dürr. Während des Feldzugs trugen die tibetischen Armeen kaum Proviant mit sich und lebten von Beute und Plünderung.
Die 3 großen Kaiser
Während der Regierungszeit von Kaiser Songtsen Gampo (629-49) wurde Tibet eine große Militärmacht und ihre Armeen marschierten durch Zentralasien. Er förderte den Buddhismus in Tibet und sandte einen seiner Minister und andere junge Tibeter zum Studium nach Indien. Er nahm zuerst eine tibetische Prinzessin vom Zhangzhung König (Ein westtibetisches Land, wo die Bön Religion entstand, sie war die dominierende Religion bei den Tibetern, bevor der Buddhismus eingeführt wurde), als seine Frau und erhielt dann eine nepalesische Gemahlin. Nach dem Einmarsch in das chinesische Reich erhielt er auch eine chinesische Prinzessin als eine seiner Frauen. Die beiden letzteren Frauen haben aufgrund ihrer Verdienste um den Buddhismus in der Religionsgeschichte Tibets eine herausragende Rolle gespielt.
20 Jahre nach dem Tod von Songtsen Gampo, wurde der Frieden mit China gebrochen und zwei Jahrhunderte lang hielten tibetische Armeen in Qinghai und Tarim Becken die Grenze in einen Kriegszustand. Im Bündnis mit dem westtürkischen Khaganat forderten die Tibeter die chinesische Kontrolle über die Handelswege durch Zentralasien heraus.
Während der Regierungszeit von Kaiser Trisong Detsen (755-97) war das tibetische Reich auf seinem Höhepunkt und seine Armeen fielen in China und mehrere zentralasiatische Länder ein. 763 eroberten die Tibeter die damalige chinesische Hauptstadt Chang An (heutiges Xian). Als der chinesische Kaiser geflohen war, ernannten die Tibeter einen neuen Kaiser. Dieser denkwürdige Sieg wurde für die Nachwelt in der Zhol Doring (Steinsäule) in Lhasa dokumentiert.
Während seiner Zeit wurde Samye, das erste Kloster in Tibet, von Guru Padmasambhava gegründet, der auch die Vorherrschaft des Buddhismus begründete und die indigenen Gottheiten in Hüter des Dharma verwandelte. Kaiser Trisong Detsen vertrieb auch den chinesischen Mönch (Hoshang) und verbannte die chinesische Chan Schule des Buddhismus für immer aus Tibet und übernahm das indische System. Er erklärte auch den Buddhismus zur Staatsreligion Tibets.
Während der Regierungszeit von Kaiser Ralpachen (815-36) errangen die tibetischen Armeen viele Siege und 821-2 wurde ein Friedensvertrag mit China geschlossen. Die Inschrift des Vertragstextes befindet sich an drei Stellen: Eine vor dem Palasttor des chinesischen Kaisers in Chang An, eine vor dem Haupttor des Jokhang Tempels in Lhasa und die dritte an der tibetisch-chinesischen Grenze am Berg Gugu Meru . Die bekannten tibetischen Gelehrten Kawa Paltsek und Chogru Lui Gyaltsen arbeiteten mit indischen Gelehrten zusammen, luden sie nach Tibet ein und bereiteten das erste sanskritisch-tibetische Lexikon namens Mahavyutpatti vor.
838 bestieg Kaiser Ralpachens Bruder Tri Wudum Tsen den Thron. Er versuchte die Bön Religion wieder herzustellen und verfolgte die Buddhisten. Nach seiner Ermordung durch einen buddhistischen Mönch wurde das Kaiserreich zwischen seinen beiden Söhnen aufgeteilt. Mit Kriegs führenden Fürsten und Generälen, die um die Macht kämpften, zerfiel das mächtige tibetische Reich in viele kleine Fürstentümer, und zwischen 842 und 1247 fiel eine dunkle Zeit über Tibet.
