Von Kumanen und Kiptschaken

Eine alttürkische Stammeskonföderation, die Mitte des 11. Jahrhunderts in der eurasischen Steppe lebte, das sich nördlich des Aralsees westlich bis in die Region des nördlichen Schwarzen Meeres erstreckte. 90567dd16a17f0478f6bdfd761ae9e6f

Einige Stämme der Kiptschak-Konföderation entstanden nahe der chinesischen Grenze und wanderten, nachdem sie im 9. Jahrhundert nach Westsibirien gezogen waren, weiter westlich in die Trans-Wolga-Region (heute Westkasachstan) und dann im 11. Jahrhundert in die Steppe des nördlichen Schwarzen Meeres (jetzt in der Ukraine und im Südwesten Russlands). Sie gaben diesem Gebiet ihren Namen, der in mittelalterlichen europäischen Quellen Cumania genannt wurde, das Land der Kumanen; für die Russen war es bekannt als die Polovetsi Steppe, und für die Araber und Perser war es die Kiptschak-Wüste und bei den chinesischen Quellen erscheint es unter der Bezeichnung Gaogüy oder als Kao-kü. Alle Namen waren Synonyme für ein und das selbe Volk.

Eine Widerspiegelung dieses Ortsnamens ist wahrscheinlich erhalten geblieben heute im Namen der Steppen nördlich des Kaukasus, Kuban.

Arabische und persische Geographen, Reisende und Historiker des 9. bis 10. Jahrhunderts erwähnen fortwährend das Volk und das Land der Kimeken. Der erste, der die Kimeken (und ihre Stämme, wie die Kiptschaken) in der Liste der türkischen Stämme nannte, war der bekannte arabische Geograph Ibn Khurdadbih im Buch der Straßen und
Königreiche (zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts), die in seinen Werken frühere Kompositionen verwendeten (möglicherweise sogar aus dem 8. Jahrhundert). Wahrscheinlich ist dies die erste Erwähnung der Kiptschaken in arabischen Quellen:

وبلدان الأتراك التغزغز وبلدهم أوسع بلاد الترك حدّهم الصين والتّبت والخرلُخ والكيماك والغز والجغر والبجاناك والترآش وأذآش وخِفشاخ وخِرخيز وبها مسك والخرلخ والخلج وهي من هذا الجانب من النهر

„Das Land der Türken Toquz Oghuz (al-Atrak at-Tagazgaz) ist das beträchtlichste der Turkvölker. Sie grenzen an China und Tibet (at-Tubbat) und die Karluken (al-Kharlukh), Kimeken (al-Kimak), Oghusen (al-Guzz), Chigilen (al-Gigir), Petscheneken (al-Bagānāk), Turgesh (at-Turkash), Edhgischen (Adkish), Kiptschaken (Khifshākh) und Kirgisen (Khirkkhīz), die Moschus haben, Karluken (al-Kharlukh) und Khalajis (al-Khalag). Sie sind auf dieser Seite des Flusses (Syrdarja).“

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Die Kiptschaken waren nomadische Hirten und Krieger, die in Jurten lebten. Im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert wurden sie in verschiedene Konflikte mit den Byzantinern, der Kiewer Rus, den Ungarn und den Petscheneken verwickelt und verbündeten sich zu verschiedenen Zeiten mit der einen oder anderen Seite.

Kipcak maskDie Kiptschaken blieben bis zur Invasion der Mongolen die Herren der eurasischen Steppe. Während der ersten mongolischen Invasion der Kiewer Rus (1221-23) traten die Kiptschaken zu verschiedenen Seiten über. Sie kämpften mal mit den Eindringlingen mal mit den lokalen slawischen Fürsten. 1237 drangen die Mongolen zum zweiten Mal in das Kiptschak-Gebiet ein und töteten Batschman, den Khan der östlichen Kiptschak-Stämme. Die Kiptschak Konföderation wurde zerstört, und die meisten ihrer Länder und Leute wurden in die Goldene Horde, der westlichste Teil des mongolischen Reiches, eingegliedert.

Die Kumanen, oder westliche Kiptschak Stämme, flohen nach Ungarn, und einige ihrer Krieger wurden Söldner für die lateinischen Kreuzfahrer und die Byzantiner. Die besiegten Kiptschaken wurden auch zu einer Hauptquelle von Militärsklaven für Teile der islamischen Welt. Kiptschak-Sklaven genannt Mameluken, die in den Armeen der Ayyubiden-Dynastie dienten, spielten eine wichtige Rolle in der Geschichte Ägyptens und Syriens, wo sie den Mameluken-Staat bildeten, dessen Überreste bis ins 19. Jahrhundert überlebten.

ff95315a1adab6a2dd4e349a4f4240a0Die Kiptschaken sprachen eine Turksprache, deren wichtigste überlebende Aufzeichnung der Codex Cumanicus ist, ein Wörterbuch aus dem 13. Jahrhundert mit Wörtern in „Kiptschakisch“, Latein und Persisch.

In der Linguistik, gibt es auch die Kiptschakische Subgruppe der Turksprachen, zu denen gehören:

  • Kasachisch
  • Kirgisisch
  • Nogaisch
  • Tatarisch
  • Krimtatarisch
  • Karaimisch
  • Baschkirisch
  • Krimtschakisch
  • Kumykisch
  • Karakalpakisch
  • Karatschai-Balkarisch

 

 

 

 

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