Die Jakuten und ihre Kultur

Jakuten sind ein Turkvolk aus Ostsibirien, die hauptsächlich in der autonomen Republik Sacha/ Jakutien leben.

Ursprünglich stammen sie von den Kurikan ab, die im 7- Jh. vom Jenissei zum Baikal See gewandert sind. Im 13. Jh. fingen sie dann an, sich  an die Flüsse, Lena, Aldan und Wiljui anzusiedeln. Der erste Kontakt mit den Russen entstand im 17. Jahrhundert. Von dem Zeitpunkt an, wurde das Gebiet langsam in das Zarenreich eingegliedert.

Aufgrund der Abgeschiedenheit von Jakutien betrachtete Russland das Gebiet als einen guten Ort, um Gefangene zu verbannen. Mit dem Sowjetregime wurde das Gebiet als Jakutische Autonome Sozialistische Sowjetrepublik bekannt, später wurde es in die Autonome Republik Sacha umgewandelt.

Wenn es eine unabhängige Nation wäre, wäre es flächenmässig das acht grösste Land der Welt!

Jakuten, die in Sibirien leben, müssen extreme Kälte im Winter ertragen, in denen die Temperatur -60°C erreichen kann. Trotz dieser Temperaturen gehen die Menschen zur Arbeit und die Kinder besuchen die Schule. Erst bei -50°C bekommen die Kinder „Kältefrei“. Im Sommer schwankt die Temperatur jedoch zwischen 20 und 40°C.

Bevölkerung

Es gibt ungefähr 500.000 Jakuten. Die überwiegende Mehrheit lebt in der Republik Sacha, aber es gibt auch eine Diaspora in den Vereinigten Staaten und Kanada. Die Geburtenrate zeigt, dass in der nahen Zukunft die Anzahl der Russen in Jakutien die Anzahl der Jakuten übersteigen wird.

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Politische und wirtschaftliche Landschaft

Wie bereits erwähnt, leben Jakuten hauptsächlich in der Republik Sacha/ Jakutien. Es erklärte seine Souveränität in 1991, wurde aber international nicht anerkannt. Es wurde jedoch ein gewisses Maß an politischer und wirtschaftlicher Autonomie erreicht. Die Republik Sacha ist reich an Bodenschätzen wie Gold, Diamanten, Silber, Gas, Öl und Salz. Der Hauptinvestor im Bergbau ist Russland. Am 21. Mai 2014 unterzeichneten Russland und China ein Gas-Deal für 30 Jahre. China wird jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas bekommen. Der Bau der Pipelines begann im ersten Halbjahr 2015 und ist seit 2018 in Betrieb.

Die Architektur

Jakuten waren traditionell Vieh- und Pferdezüchter. In der Vergangenheit mussten sie an verschiedenen Orten leben, um ihre Tiere überleben zu lassen. Sie mussten zweimal im Jahr umziehen: Ende Mai – Sommersaison und Oktober – Winterzeit.

Im Winter lebten die Jakuten in Häusern, die Balagan heissen. Diese bestanden aus Schlamm, Dung und Birkenstämmen. In der Mitte des Gebäudes befand sich ein Kamin. Diese Häuser wurden mit geneigten Wänden gebaut, um die Wohnräume vor Kälte zu schützen. Aufgrund des Permafrosts wurden Häuser auf Holzböden gebaut.

 Winterhaus aus alten Zeiten:

Während der Sommersaison zogen sie in Sommerhäusern namens Urasa ein, die aus Birkenrinde bestanden. Einige Urasa konnten bis zu 100 Personen aufnehmen.

Der Bau traditioneller Wohnungen hat seit 1991, als die sowjetische kollektive Landwirtschaft aufgelöst wurde, drastisch abgenommen. Bauernfamilien und Fischer besitzen sie jedoch immer noch und verwenden sie.

Sprache

Die Sprache, der Jakuten, ist als  Sakha-Tyla bekannt.  Es ist eine Turk Sprache, die stark von mongolischen, ewenkischen, tungusischen und jenisseischen Sprachen beeinflusst wurde. Aufgrund des Einflusses vieler anderer Sprachen wird es von anderen turksprachigen Personen akustisch kaum verstanden. Die einzige Sprache, die nahe kommt, ist die Dolgan-Sprache (die von Dolgan-Leuten auf der Taymir-Halbinsel in Russland verwendet wird), von der einige behaupten, das diese ein Dialekt von Sakha-Tyla sei.

Das derzeitige Alphabet (modifiziertes Kyrillisch) wurde Ende der 1930er Jahre entwickelt. Fast 80-90% der Jakuten sprechen ihre Muttersprache, und ein großer Teil von ihnen verwendet sie täglich. Einige Russen, die in der Republik Sacha und andere Minderheiten leben, verwenden ebenfalls die Sprache der Sakha-Tyla. Obwohl ein hoher Prozentsatz der Jakuten ihre eigene Sprache verwendet, wird auch Russisch häufig verwendet. Es ist wichtig zu erwähnen, dass es eine der wenigen sibirischen indigenen Sprachen ist, die sich nicht rückläufig dezimiert.

Essen

Die Traditionelle Jakutische  Küche besteht hauptsächlich aus Fleisch, Fisch und Milch. Alle traditionellen Gerichte werden heute noch gegessen, aber werden meist nur zu besonderen Anlässen zubereitet.

Milchprodukte

Frische Milch wird nicht häufig verwendet, aber magere und fermentierte Produkte sind beliebt.

Salamat  ist ein cremiger Sauerbrei aus Sahne, Weizen, Butter und Salz. Wird normalerweise an Festtagen gegessen.

Kyorchekh  ist eine der beliebtesten Desserts / Frühstücks-Leckereien, die Eiscreme aus geschlagener Milch mit Beeren ähnelt.

Alaalji sind kleine dicke Pfannkuchen.

Leppieske ist eine Art Brot

 Fisch

Sakha / Jakutien ist ein Land mit Tausenden von Seen. Crobo (Karausche) wird von Jakuten am häufigsten gegessen. Es wird gekocht, in der Pfanne gebraten oder im Feuer gegrillt. Weißer Lachs (Nelma) und andere Fischarten werden gefroren gegessen. Die bekannteste Delikatesse ist Stroganina – dünne lange Scheiben von gefrorenem Flussfisch, der im Winter gefroren gegessen wird. Es wird in den traditionellen Permafrostkellern oder Gefrierschrank gelagert. Es wird als ein Festessen betrachtet, das normalerweise mit Wodka serviert wird. Stroganina ist ein etwas teures Produkt, aber die Menschen in Jakutsk, die Verwandte in den nördlichen Dörfern haben, haben Zugang zu Straganina zu einem günstigeren Preis.

Andere

Pferdefleisch ist eine besondere Delikatesse, die gefroren, gekocht oder gebraten gegessen wird. Fleisch von Wildpferden, die in der Natur leben, gilt als schmackhafter als das Arbeitspferd, das während der Winterzeit in Scheunen lebt.

Eichhörnchen sind eine häufige Nahrungsquelle für Jäger. Sie jagen sie und verkaufen ihr Fell. Sie zu fangen ist eine sehr schwere Aufgabe, denn der Jäger muss das Auge des Eichhörnchens treffen, sonst ist das Fell für den Weiterverkauf ruiniert.

Aufgrund des rauen Klimas können dort nicht viele Obst- und Gemüsesorten wachsen, aber in der Natur wachsen Beeren, Blattpflanzen und Wurzelgemüse.

Während der sowjetischen Herrschaft wurde jedoch der Agrarsektor in Sacha/ Jakutien gegründet, und Gewächshäuser wurden weitgehend übernommen. Es erlaubte den Menschen, alle Arten von Gemüse der warmen Jahreszeit wie Gurken und Tomaten anzubauen. In der Vergangenheit und auch heute werden Kräuter und Beeren gesammelt und für die Winterzeit in Vorratskammern aufbewahrt.

Getränke

Aufgrund von Permafrost gibt es in Jakutien kein Grundwasser, so dass die Jakuten während der Winterzeit Eisbrocken in Permafrostkellern speichern und während der Sommerzeit für Süßwasser verwenden können.

Jakuten sind stolz auf ihr Kumys- Getränk. Es wird aus fermentierter Stutenmilch hergestellt, die Kefir etwas ähnelt . Es ist nahrhaft und erfrischend. Kumys gilt als heiliges Getränk und wird hauptsächlich an Sommerfesten getrunken. Es wird aus einem traditionellen Choron Gefäss getrunken .

Religion

Ursprüngliche religiöse Überzeugungen waren Animalismus und Schamanismus; Letzteres ist jetzt als offizielle Religion der Republik Sacha anerkannt. Es ist eine Mischung aus turkischem, mongolischem und tungusischem Glauben an Übernatürliches. Demnach leben Geister in Häusern, Bergen, Bäumen und Wäldern. Auch im Wasser und in Tieren. Der stärkste Geist lebt in Bären, Eulen und Raben. In früheren Zeiten wurden Bärenfüße vor dem Bett der kleinen Kinder zum Schutz aufgestellt.

In früheren Zeiten waren sowohl Männer als auch Frauen Schamanen, aber Frauen galten als mächtiger.

Aufgrund historischer Faktoren und ihres Einflusses durch die russische Diaspora haben die meisten Jakuten ihren Glauben an den Schamanismus verloren oder sind zur russisch-orthodoxen Religion übergetreten. Der Schamanismus ist jedoch nicht völlig verschwunden. Die Menschen glauben immer noch, dass Schamanen übernatürliche Kräfte haben. Sie werden von Menschen und lokalen Behörden respektiert und geschützt.

Das Wissen über die traditionelle Naturheilkunde (alternative Medizin), um Heilmittel für alle Arten von Krankheiten zu finden ist wiederbelebt worden.

Bekleidung

In früheren Zeiten hat man Tierhäute und Pelze von Rentieren und Pferden benutzt um Kleidung und Schuhe herzustellen. Die Häute wurden mit getrockneten Darmfäden oder Garn aus Pferdefellen genäht.

Während der Winterzeit musste die Kleidung sehr dick und warm sein. Heutzutage haben sich jüngere Generationen von traditionellen Kleidungen entfernt, aber Rentierpelzstiefel sind noch immer weit verbreitet. Um ein Paar Stiefel herzustellen, werden Kuhfelle und acht Rentierfüße verwendet.

Kaninchenfell ist auch sehr nützlich. Jeder Zentimeter des Pelzes wird zur Herstellung wertvoller Gegenstände wie Socken, Handschuhe, Mäntel und Decken verwendet.

Es gibt auch die Nationaltracht, die bei Feiern und Hochzeiten getragen wird, aber selten täglich zu sehen ist.

Erwähnenswert ist auch, dass Frauen ihre Schmuckstücke lieben, die in der Regel aus Silber oder Gold bestehen.

Feierlichkeiten 

Yhyakh

Am 21. und 22. Juni findet die Sommersonnenwende statt. Es steht im Zusammenhang mit der Sonnengottheit, an die die Jakuten glauben. Laut einem Kalender der Ahnen begann das neue Jahr im Juni, wo alles wieder lebendig wird. Während des Festivals ziehen sich die Menschen in ihren nationalen Gewändern an und essen traditionelle Speisen. Die Feier umfasst Zeremonien, Spielwettbewerbe und Rennen. Pferderennen gelten als das wichtigste Spiel des Festivals.

Yhyakh  ist ein wichtiges Fest für die gesamte Nation. Menschen aus kleinen Dörfern und abgelegenen Gegenden bereiten traditionelle Gerichte zu und nähen Kostüme für die Feier, an der sie alle teilnehmen.

Das Fest beginnt normalerweise mit einem uralten Ritual und Algys (Gebet), die vom Schamanen praktiziert wird. Das Gebet ist an das Wohl der Menschen gewidmet. Das Giessen des Kumys, in das Feuer sowie das verbrennen von Rosshaar und Pfannkuchen ist ein Teil des Rituals. Wenn das Ritual beendet ist, trinken die Menschen Kumys aus einem speziellen, heiligen Gefäß, dem Choron.

Später versammeln sich die Menschen zum  Ohuokhai-  Der Tanz im Kreis (ähnlich wie in der Türkei dem Halay Tanz) und singen Lieder, die der Kraft der Natur gewidmet sind. Der Tanz beginnt mit dem linken Fuß, der sich in Richtung Sonne bewegt. Auf diese Weise glaubt man, dass Menschen die Energie der Sonne entnehmen.

Nach dem Tanz beginnen alle künstlerischen Darbietungen, Sportwettkämpfe und Spiele. Die Menschen spielen Khomus (Kieferharfe, Maultrommel), Schlagzeug und Kyrimpa (Jakutische-Violine) und Sprungspiele, Bogenschießen, Ringen und Pferderennen.

Höhepunkt des Festivals ist die Zeremonie der Begegnung mit der Sonne. Menschen versammeln sich auf einer Wiese und warten auf den Sonnenaufgang.

Die größte Yhyakh-Feier findet in der Nähe der Stadt Yakutsk, Us-Khatyn, statt. 2012 waren 160.000 Menschen bei dem Spektakel dabei.

Kunst

Jakuten haben viele großartige Künstler, die auf vielen verschiedenen Gebieten tätig sind, z.B. im Bereich der Musik, Kunsthandwerk und Schmiedekunst.

Sie sind seit langem für ihre Schmiedekunst bekannt. Eines der besten Beispiele ist das Khomus- Musikinstrument, das von den lokalen Musikern immer noch weit verbreitet ist. Es besteht nur aus zwei Teilen; dem Rahmen und der Zunge diese sind aus verschiedenen Stahlsorten gefertigt.

Rosshaar ist auch ein übliches Material, das zur Herstellung von Wintermützen, -gürteln und -taschen verwendet wird. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass Menschen, wenn das Pferd getötet wird, jeden Teil davon nutzen. Wenn die Häute getrocknet sind, werden sie für Kleidung und als Isolierung für Haustüre verwendet. Der Schwanz wird zur Herstellung von Werkzeugen zum Abschrecken von Mücken oder Kleidungsstücken verwendet, und das Fleisch wird konsumiert. Getrocknete Haut, wird zur Herstellung eines Garns verwendet, das hauptsächlich zum Nähen von Schuhen verwendet wird.

Andere Handarbeiten, für die die Jakuten bekannt sind, sind Elfenbein, Holz, Eisschnitzerei und Schmuckherstellung.

Olonkho

Ist eine Sammlung poetischer Volksmärchen. Einige von ihnen enthalten wenige Verse, andere haben bis zu 20.000 Verse und das längste hat 50.000. Die Geschichten sind eine gute Quelle für den kulturellen Hintergrund, die Religion und die Geschichte der Jakuten.

Olonkho  wird normalerweise von einem erfahrenen Erzähler, der ein guter Sänger und Leser ist und der perfekt in der poetischen Improvisation ist, vorgetragen. In der Vergangenheit war es beliebt, Olonkho während der kalten Wintertage als Unterhaltung vorzutragen. Aufgrund der historischen Faktoren, der Verstädterung und des kulturellen Wandels hat die Erzählungstradition abgenommen und ist fast nur in Theaterstücken zu sehen.

Im Jahr 2005 wurde  Olonkho  von der UNESCO zum „Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit“ erklärt.

Ein Beispiel für Olonkho mit deutscher Übersetzung.

Musik

Beispiel jakutischer Musik

Sport

Jakuten sind berühmt für  Khapsagay (Ringen) und ihren eigenen einzigartigen Sport, den man Mas Ringen  (Stock ziehen) nennt. Ein Video dazu:

Berühmtheiten

Platon Oyunsky (1893 – 1939) Der Begründer der modernen jakutischen Literatur. Sein berühmtestes Werk ist Der rote Schamane .

Travelark
Batani

 

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