Der Wolf gilt heute insbesondere bei den westlichen Türken (Aserbaidschan, Türkei, Iran Irak, Zypern, Balkan) als inoffizielles Volkssymbol. Es wurde am Anfang des 20. Jhd. insbesondere bei der Entwicklung als Nation eingesetzt und dient heute in einigen dieser Ländern als politisches Zugehörigkeits-Symbol.
Weshalb der Wolf?
Alle Turkvölker des oghusischen Zweigs sehen die Gök-Türken als ihre wichtigsten Vorfahren an. Die Gök-Türken selbst glaubten, dass sie paternal von einem Wolf abstammen. Es gibt insgesamt drei Entstehungsmythen, die die Entstehung der Gök-Türken erzählen. In zwei dieser Legenden kommt ein Wolf als Ahne vor. Diese Legenden werden heute als „Aschina-Legenden“ bezeichnet (A-Shi-na, Geschlecht der Dynastie). Beide Legenden tauchen im Zhou Shu (Buch von Zhou) auf, nur eine der Legenden taucht in einer leicht veränderten Version im Buch Pei Shih auf.
Legende 1:
Version Zhou Shu:
Die Türken (Der A-Shi-Na Klan), die ein Stamm der Hunnen sind, werden von den mongolischen Rouran verfolgt und fast vollständig vernichtet. Nur ein Junge im Alter von 10 Jahren wird verschont, indem man ihm „nur“ die Füße abhackt und in einen Sumpf wirft. Eine Wölfin entdeckt den Jungen und pflegt ihn. Mit der Zeit vereint der Junge sich mit der Wölfin und flieht mit dieser in eine Höhle, da die Rouran sie verfolgen. In dieser Höhle bringt die Wölfin 10 Jungen auf die Welt. Die Jungen wuchsen und nahmen Frauen von draußen. Ihre Nachfahren Namen den Familienname A-Shi-na an. Später wurden sie die Schmiede der Ju-Ju.
Version Pei Shih:
Die Türken (Der A-Shi-Na Klan), die ein Stamm der Hunnen sind, werden von den mongolischen Rouran verfolgt und fast vollständig vernichtet. Nur ein Junge wird verschont, indem man ihm „nur“ die Füße und Hände abhackt. Eine Wölfin entdeckt den Jungen und pflegt ihn. Mit der Zeit vereint der Junge sich mit der Wölfin und flieht mit dieser in eine Höhle. In dieser Höhle bringt die Wölfin 10 Jungen auf die Welt. Eins dieser Jungen trägt den Namen A-Shi-na und wird der Anführer des Klans. In der Höhle haben die A-Shi-Na eine Flagge mit einem Wolfskopf und werden von jemandem namens A-hsien-shih aus der Höhle geführt.
Legende 2:
Die Vorfahren der Türken stammen aus dem Land So, nördlich der Xiongnu. Der Anführer dieses Stammes hieß A-pang-pu und hatte 70 jüngere Brüder. Er wurde von einem Wolf geboren. Das Land der Türken wurde aufgrund der Unfähigkeit A-pang-pus und seiner Brüder bald zerstört. Ni-shih-tu (ein anderer Sohn des Wolfs) hatte die übernatürliche Kraft, Regen und Wind zu erzeugen. Er heiratete die Töchter des Geists des Sommers und des Geists des Winters. Eine der Frauen brachte vier Söhne zur Welt, von denen der eine in einen weißen Schwan verwandelt wurde und ein anderer den Staat Ch’i-ku zwischen den Flüssen A-fu und Chien errichtete. Der dritte herrschte um den Fluss Ch’u-chih herum, der vierte (der älteste) hauste am Berg Chien-hsi-ch’u-chih-shih. An diesem Berg lebte auch noch ein Teilstamm von A-pang-pus Stamm. Sie litten sehr an der Kälte. Der Älteste machte Feuer und hielt sie am Leben. Nun unterwarfen sie sich dem Ältesten, machten ihn zu ihrem Herrscher und nannten ihn Türk. Er hieß Na-tu-liu-shih. Na-tu-liu-shih hatte zehn Frauen, die Söhne nahmen den Beinamen der Mutter an. Einer hieß A-shih-na. Na-tu-liu starb. Die Söhne der zehn Mütter wollten nun einen neuen Anführer bestimmen. Derjenige, der am höchsten auf einen Baum springen konnte, sollte der Anführer werden. Am höchsten konnte A-shih-na springen. Er wurde zum neuen Anführer und wurde A-hsien-shih genannt
Der Wolf als Totem
Die frühen Türken verehrten aufgrund ihrer Entstehungslegende den Wolf. Auch die älteste Schrift, in der die Türken auftauchen, die Bugut-Inschriften, wurden mit einem Wolf, welches ein Kind säugt, verziert. Shibi Kagan (609-619) besaß laut chin. Quellen eine Standarte mit einem Wolfskopf und auch Jahrhunderte später noch lebte der Wolf als Totem bei den Mongolen weiter, weshalb auch in der geheimen Geschichte der Mongolen, Dschingis Kagan einen blauen Wolf als Ahne hat.
Der Wolf wurde als Totem in der Steppe somit durch die „Türk“ etabliert und tauchte viel später bei den neuen Herrschern, den Mongolen auf. Ableitungen der Entstehungsgeschichte der „Türk“ tauchten bei den Tokuz-Oghus auf, deren Ahnen sich von einem Wolf aus einem Tal führen ließen, um die Steppe zu erobern (Ergenekon-Legende).
Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer der modernen Republik Türkei kannte sich mit der Geschichte der Türken aus und setzte Elemente aus der Türkologie und Forschung ein, um durch Symbole die neue Identität der Türken zu verstärken.
Fazit:
Der Wolf war der Ahne der Türken und später auch der Mongolen. Er ist der Ahne aller, die Kagan der Steppe werden wollen. Nichtsdestotrotz spielten bei den Gök-Türken auch andere Tiere eine wichtige Rolle. Die Totems variierten bei den türkischen Nomaden je Region; so tauchten bei östlichen Türken mit Nähe dem chinesischen Kulturraum Vögel und Raubvögel auf und bei westlichen Türken, wie den Oghusen (Türkmenen), Schafe und Steinböcke. Selbstverständlich tauchen meistens jene Tiere auf, die sich in dem Lebensraum des Nomaden auch befinden. Der Wolf hat es jedoch geschafft als Ahne auch in der modernen Welt als nationales Volkssymbol zu überdauern.
Mehr zu Totems ein anderes Mal.
toller Beitrag mal wieder, ich interessiere mich allg sehr über die Steppenvölker und fände es super, wenn ihr vlt Quellenangaben macht, damit man evtl selbst darin nachlesen kann ?