‚Der Geist der Berge‘

So wie die Kirgisen ihn nennen, zu deutsch Schneeleopard, spielt eine wichtige soziokulturelle Rolle bei den Nomadenvölkern. Dies kann man vor allem an den vergangenen Kulturen in der Geschichte sehen, z.B. haben die Menschen der Pasyryk-Kultur (5.-3. Jh. v. Chr.) und die Xiongnu (3. Jh. v. – 1. Jh. N. Chr.) Schneeleoparden-Motive in ihrer Kunst benutzt, die Skythen sogar in ihren Tattoos. Im Kurgan des türkischen Kagans Taspar (regierte von 572-581), das von einem mongolisch-kasachischen Forschungsteam im Jahre 2012 in der Mongolei entdeckt wurde, sieht man eine Wandbemalung eines Schneeleoparden mit Flügeln an der westlichen Seite des Eingangs. Wichtige historische Persönlichkeiten trugen den Namen Bars (Deutsch „Schneeleopard“), unter anderem Bars Bek, ein wichtiger Herrscher des kirgisischen Khaganats; oder Baybars, der Sultan von Ägypten, der eigentlich ein Kiptschake war und aus dem heutigen Kasachstan stammte.

Aber nicht nur in der Geschichte, sondern auch in der Neuzeit sieht man diese starke Bindung.

Das Wappensymbol der heutigen autonomen Republik Tatarstan, das auch ein geflügelter Schneeleopard ist, ähnelt der Wandmalerei, das im Kurgan Taspar Kagans entdeckt wurde. Bishkek, die Hauptstadt Kirgisiens, hat ebenfalls den Schneeleoparden als Wappen. Nicht zu vergessen ist der berühmte kirgisische Autor und Dichter Tschingis Aitmatow, der einem seiner Bücher den Titel „Der Schneeleopard“ gegeben hat.

Dieses majestätische Wesen selbst gehört zur Familie der Pantherinae und sein Lebensraum liegt in den Gebirgen Zentralasiens,  zwischen dem Himalaya im Süden und dem Altai im Norden. Dort lebt der Einzelgänger in Höhen von bis zu 6.000 Metern. Er ist an das kalte Klima und die Landschaft angepasst. Die Merkmale des Tieres sind die kurzen Beine und grossen Tatzen, mit denen er von Abhang zu Abhang springen kann, wobei sein langer Schwanz für die Balance oder als Steuerruder dient. Sein dichtes Fell ist wie die eines Leoparden schwarz gefleckt und in grau und beigen Tönen bemustert. Zu seinen Beutetieren gehören Nagetiere sowie Steinböcke und Bergziegen.

Leider ist ‚der Geist der Berge‘ die am meisten vom Aussterben bedrohte Großkatzenart, nicht nur weil seine Beutetiere weniger werden, sondern weil sein Fell bei den Wilderern sehr begehrt ist und für teures Geld verkauft wird.

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