Das Turgesh Khaganat

Zur Zeit der arabischen Eroberungen standen Kasachstan und ein großer Teil Zentralasiens unter der Herrschaft des westtürkischen Khaganats. Die Hauptrolle im Kampf gegen die Araber spielten jedoch die Turgesh, ein Turkvolk das im Siebenstromland an die Macht kam. Der Gründer ihrer Dynastie war Wushile Khagan (699-706).

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Siebenstromland

Er vertrieb den göktürkischen Prinzen und General Böri Shad aus dem Siebenstromland und behauptete seine Autorität in den Ländern von Taschkent bis nach Turfan und Beshbalik. Die Hauptsiedlung befand sich in Suyab im Tal des Tshu Flusses. Der zweite war in Kunhut im Tal des Ili. Unter seiner Herrschaft hat man erfolgreiche Kriege gegen die Tang (Chinesen) geführt und wichtige Städte wie Suyab erobert. Sein Sohn Saqal tat dies gleichen.

Im Jahr 705 griffen die Araber die Gebiete östlich des Amudarja Flusses in Transoxanien an. Qutayba ibn Muslim, der Gouverneur von Chorasan, marschierte, nachdem er 706 Balch eingenommen hatte, nach Paikend (in der Nähe von Buchara). Die Turgesh kamen, um den Sogdern (ein iranisches Volk) zu helfen. Die vereinigten Streitkräfte der Türken und Sogder haben den arabischen Armeen eine schwere Niederlage zugefügt. Qutayba ibn Muslim gelang es jedoch auf betrügerische Weise, Verbündete gegeneinander zu konfrontieren. Im Jahr 709 marschierte Qutayba erneut nach Transoxanien und erreichte die Region Buchara. Die türkische und die sogdische Koalition haben einen starken Angriff gegen die arabische Armee unternommen. Mit der Taktik der Täuschung zwang Kutayba den Sogdischen König Tarkhun, die Hilfe der Türken abzulehnen. Als Ergebnis eroberten die arabischen Streitkräfte endlich Buchara.

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Sogdische Kunst

Im Turgesh-Staat gab es keine Einheit mehr, als der jüngere Bruder Saqal Khans, Zhenu rebellierte und sich mit dem göktürkischen Herrscher Kapgan Khagan verbündete. Zusammen mit den Sogdern im Westen führten sie Krieg gegen die Araber, im Süden gab es Gefahr durch die Tang Kräfte, im Osten drohten die Göktürken. Der osttürkische Khagan Kapgan besiegte bei der Schlacht von Boluchu (in der Dschungarei) im Jahr 711 die Turgesh. Die osttürkische Armee zog nach Westen über den Fluss Syrdarja. Zu dieser Zeit rebellierten die Menschen in Samarkand gegen den arabischen Gouverneur. Qutayba kam jedoch zur Rettung und rettete die arabische Garnison vor der vollständigen Zerstörung. In den Jahren 712-713 lehnten sich die vereinten Streitkräfte der Türken, Sogder und der Bewohner von Schasch (Taschkent) und Fergana gegen die Araber auf. Als Reaktion sammelte Qutayba eine große Armee und schickte sie zu Fergana und Shash. Die meisten Ansiedlungen wurden verbrannt. Als er feststellte, dass das Turgesh-Bündnis mit den zentralasiatischen Nationen die arabische Kontrolle über Transoxanien bedrohte, organisierte er 714 einen Feldzug gegen Isfijab (Sayram, eine Stadt im Süden Kasachstans).

Der erneute Aufstieg

Das Turgesh Khaganat war mehrere Jahre in politischer Instabilität, wurde jedoch nach dem zum Thron erwählten Suluk Khagan (715-738) verstärkt. Die militärische und administrative Macht ging an die schwarze Turgesh-Stämme über, deren Residenz nach Talas verlegt wurde.

0045.jpgDer gekonnte Diplomat und brillanter Militärführer Suluk musste an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen. Im Westen stellten die Araber eine ernsthafte Bedrohung dar, und im Osten unterstützten die Tang die Westtürken, die in Ostturkestan angesiedelt waren. Durch diplomatische, eheliche (Heirat mit der Tang Prinzessin Jiaohe) und militärische Maßnahmen verhinderte Suluk die Gefahr aus dem Osten. Dies ermöglichte den Turgesh, aktive Schritte in Richtung Westen zu unternehmen. Im Jahr 723 besiegten die Turgesh mit den Karluken (Turkvolk) von Ferghana und den Einwohnern von Schasch die Araber. Der Turgesh Khagan Suluk ging mutig und entschlossen gegen die Araber vor. Erst am Ende des Jahres 732 besiegte der arabische Gouverneur die Turgesh und drang in Buchara ein. Im Jahr 737 bildete Suluk einen Feldzug gegen die Araber und erreichte Tokharistan, wurde danach aber besiegt.

Der endgültige Zerfall

Nach der Niederlage in 737 wurde Suluk von seinem Verwandten Kül-Chor ermordet. Als Suluk getötet wurde, begannen die Turgesh mit Kara und Sari (Schwarz und Gelb) einen Bürgerkrieg. Kül-Chor von Sari Turgesh besiegte seinen Rivalen Tumoche von Kara Turgesh. In 740 unterlag Kül-Chor der Tang Dynastie, rebellierte aber trotzdem, als er den Turgesh Marionettenherrscher, die 742 von den Tang geschickt wurde, tötete. Im Jahre 744 wurde er anschliessend selbst von den chinesischen Tang besiegt und hingerichtet. Der letzte Turgesh Herrscher Ata Boyla Khagan erklärte sich zum Vasallen des vor kurzem gegründeten Uiguren Khaganats. Im Jahr 766 eroberten die Karluken das Siebenstromland und beendeten das Turgesh Khaganat.

Wichtige Schlachten

Der „Tag des Durstes“ (arabisch: ﻳﻮﻢ ﺍلعطش, Yawm al-aṭash) ist der in der arabischen Geschichtsschreibung traditionell angegebene Name für eine Schlacht, die 724 zwischen dem Turgesh-Khaganat und dem Umayyad-Kalifat am Ufer des Flusses Syrderja in Transoxanien stattfand (im modernen Tadschikistan, Zentralasien). Es war eine für die Araber verheerende Niederlage.

Der britische Gelehrte H. A. R Gibb, sagt dazu:

Es war praktisch die letzte aggressive Expedition der Araber nach Transoxanien für fünfzehn Jahre, aber von größerer Bedeutung war der Schlag, den sie auf das arabische Prestige ausgeübt hatte. Die Rollen wurden umgedreht; ab jetzt befanden sich die Araber in der Defensive und wurden nach und nach aus fast allen Bezirken des Amudarja vertrieben.

Die Schlacht von Aksu

Zwischen den Turgesh und den Abbasiden gab es auch Bündnisse gegen die Tang. In der Schlacht von Aksu im Jahre 717 haben, die Turgesh, die Tibeter und die Abbasiden gegen die Tang eine Allianz geschürt, deren Ergebnis aber erfolglos war.

Nachwirkungen

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Münzen aus der Turgesh Zeit

Das Turgesh Khaganate konservierte die administrativen, militärischen und soziokulturellen Traditionen des westtürkischen Khaganats. Auf den Ruinen des westtürkischen Khaganats gründeten nomadische und halbnomadische Turkstämme vier mächtige Staaten. Neben dem Chasaren Khaganat in der unteren Wolga und dem Nordkaukasus traten in Kasachstan drei ethnosoziale Vereinigungen auf. Im mittleren und unteren Bereich der Syrdarja und in der Aral-Steppe befand sich der Oghusen Staat (Oghus Yabgu), in Nord-, Ost- und Zentralkasachstan erschien die Kimek-Kipchak Könfederation, und die Erben im Siebenstromland waren die Karluken, die im Jahre 751 eine sehr wichtige Rolle im arabisch-chinesischen Konflikt in Zentral Asien gespielt haben.

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Quelle: e-history.kz

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