Das Turkvolk der Uiguren war im 7.-8. Jahrhundert eine aufsteigende Macht. Ursprünglich eine kleine Stammeskonföderation, die aus den Steppen der modernen Mongolei stammt, haben die Uiguren die dominantesten Kräfte in der Region stets im Auge behalten, dienten zwar zuerst ihren Rivalen und den Großmächten erweiterten jedoch durch geschickte Politik langsam ihren Einfluss in der Region.
Viele Jahre lang wechselten sie ihre politische Beziehungen zwischen dem Göktürk Khaganat, dem tibetischen Reich und der Tang-Dynastie. Sehr früh pflegten die Uiguren geheime Bündnisse mit den Tang, während sie den Göktürken dienten und sich aktiv in chinesische Angelegenheiten intervenierten. Für ihre Hilfe (wie die meisten Steppenkulturen) erhielten die Uiguren von den Chinesen erhebliche Zahlungen wie Seide und andere Kostbarkeiten. 745 töteten die Uiguren den letzten Khagan der Göktürken und ruften das uigurische Khaganat als indirekter Nachfolgestaat aus.
Das goldene Zeitalter unter Baian Chor Khan
Baian Chor Khan (Regierungszeit 747-759), auch bekannt als Khagan El etmish Bilge, gehörte zum herrschenden Yaghmalar-Stamm des Nordens. Unter seiner weisen Führung erreichte das Khaganat ein goldenes Zeitalter. Er half seinem Vater Kutluq Bilge, das Göktürk Khaganat zu besiegen und als Nachfolger seines Vaters, erweiterte er die Macht des uigurischen Khaganats.
Baian Chors eigene Steleninschriften, die Tariot-Inschriften erwähnen, dass er nach dem Tod seines Vaters gegen die Stämme kämpfte, die seinen älteren Bruder Tay Bilge Tutuk unterstützten. Nachdem Baian Chor die meisten von ihnen unterworfen hatte, wurde er der unbestrittene Herrscher der Steppen, indem er die meisten ehemaligen Vasallen der Göktürken unterwarf.
Im Jahr 751 gründete Baian Chor die neue Hauptstadt Ordu-Baliq, die auf dem chinesischen Vorbild der Stadtplanung basierte. Der Khan lies viele Handelsposten entlang des Flusses Selenga errichten, um den Handel in der Region zu erleichtern. In seinen zahlreichen Feldzügen errichtete er außerdem eine Reihe von 14 ummauerten Festungen, um seinen Staat zu sichern. Eine dieser Festungen, die sich später zu einem schillernden Palast inmitten einer Seeinsel ausdehnte, war der Sommerpalast von Por-Baschyn.
Die An-Luschan Rebellion
Als die verheerende An Lushan-Rebellion in Tang China ausbrach, rettete Baian Chor Khan im Oktober 756 die Tang-Dynastie vor dem Zusammenbruch, mit 4.000 seiner ausgewählten Kavallerie Reitern. 757 Wurde die Tang Hauptstadt Chang An von der Kontrolle der Rebellen befreit.
Die uigurische Hilfe kam zu einem kritischen Zeitpunkt, war aber auch mit hohen Kosten für die Tang im Jahr 757 verbunden. Nach der Schlacht in Luoyang, der zweiten Hauptstadt des Tang-Reiches, plünderten die Uiguren die Stadt drei Tage lang und erst nach erhalt großer Mengen an Seide, hat man sich zurück gezogen.
Trotz dessen, gaben die Tang den Uiguren als Dank für den Erhalt ihres Staates eine exorbitante Summe von 20.000 Seidenrollen und verliehen ihren Fürsten Ehrentitel. Es wurde vereinbart, dass die Uiguren für jedes Pferd, dass den Tang zur Verfügung gestellt wird, (insgesamt 500 Kriegspferde) sie je 40 Rollen bekommen. Es wurde ein Präzedenzfall geschaffen, so dass die Uiguren militärische Hilfe leisten werden auf Kosten einer enormen Menge an Seide und Gold. Manchmal tauchten uigurische Verbündete auf und gingen nicht, bis man sie mit solchen Tributen gezahlt hatte. Uiguren erhielten während ihres Aufenthalts in Tang China den Ehrenstatus „Gast“. In dieser Zeit konnte man tausende uigurische Zivilisten in der chinesischen Hauptstadt Chang An sehen.
Baian Chor Khagan bestärkte die bereits engen Beziehungen zu Tang China, in dem er eine chinesische Prinzessin Namens Ninguo als Braut nahm und eine uigurische Prinzessin mit dem zum Kaiser aufgestiegenen Kaiser Suzong von Tang verheiratete.
Der Khan verbrachte den Rest seiner Regierungszeit damit, seine Hegemonie über die Steppen zu festigen. Er errichtete viele Stelen, die die Geschichte der uigurischen Vorfahren erzählten und auch Fragmente der göktürkischen Geschichte aufzeichneten. Er starb im Sommer 759, während eines Festes, das nach einem Sieg über feindliche Stämme im Sajangebirge gewidmet war. Sein Sohn Tengri Bögü folgte seinem Thron.
Sogdische Verbündete

Die Sogdier waren ein iranisches Volk, das im Tarim-Becken lebte und einen Großteil der Seidenstraße kontrollierte. Die Uiguren erhielten Seide aus China und verkauften sie an die Sogdier, die sie dann nach Westen weiter verkauften. Das alt-uigurische Alphabet wurde vom sogdischen Alphabet beeinflusst, und Mitte des 8. Jahrhunderts konvertierten die Uiguren zum Manichäismus, der Religion der Sogdier.
Der Manichäismus war eine bedeutende, heute ausgestorbene Religion, die in Persien gegründet wurde. Es beschrieb das Universum als einen ständigen Kampf zwischen Gut und Böse, der zwischen einem guten, aber nicht allmächtigen Gott und dem Teufel ausgetragen wurde. Jeder weltliche Prozess war ein Nebenprodukt dieses ewigen Konflikts. In Bezug auf ewige Konflikte kämpften die Uiguren ständig gegen zwei Gruppen: Tibet und die Jenissei-Kirgisen, ein weiteres Turkvolk, das nördlich des Reiches lebte.

Konflikt mit den Tibetern
Die Tang wurden durch die massive An Lushan-Rebellion, bei der zig Millionen Menschen ums Leben kamen, erheblich geschwächt. Nach der Katastrophe nutzte das benachbarte tibetische Reich die Gunst der Stunde und startete wiederholt mehrere Invasionen. 763 fielen 200.000 Tibeter in das Reich der Mitte ein.
Die Tang bemerkten schnell, dass verschiedene uigurische Prinzen ebenso bereit waren, sich mit den Feinden der Tang zu verbünden, wenn die Konditionen stimmten. Viele uigurische Fürsten und Anführer würden dem mächtigen tibetischen Kaiser Trisong Detsen bei seinen Invasionen in China dienen. Aufgrund des zunehmenden sogdischen und ihrer manichäischen religiösen Einflüsse (Tengri Bögü hatte den Manichäismus bevorzugt und ihn zur Staatsreligion des Khaganats gemacht) plante und versuchte Tengri Bögü selbst, in das Tang Territorium einzudringen, um ihre Schwäche auszunutzen. Bögü’s Verwandter Tun Baga Tarkhan, verurteilte den Plan jedoch offen und ging so weit, Bögü und die vielen sogdischen Höflinge zu töten.
Das wiederauflebende tibetische Reich, hatte im späten 8. Jahrhundert enorme Auswirkungen auf die politische Struktur Ostasiens. Die Tang kämpften hartnäckig um die westlichen Gebiete, bis sie sie schließlich verloren. Garnisonen wie Liangzhou (764), Ganzhou, Suzhou (766), Guazhou (776), Yizhou (781) und Shazhou (787) wurden wiederholt von den Tibetern besetzt. Die isolierten chinesischen Truppen, die im Tarim-Becken zurückgelassen wurden, hielten diese Garnisonen bis 790 weiter, wie der Pilgermönch Wukong bezeugte. Im Jahr 790 fielen die Garnisonen zusammen mit den gesamten westlichen Gebieten des Tang in tibetische Hände.
Das mächtige tibetische Reich setzte sich durch und dominierte, besiegte sowohl die Tang als auch die Uiguren in einer Reihe großer Schlachten und dehnte sich bis zum Tarim Becken und den Gebieten des modernen Manipur und der Provinz Yunnan aus. Die Kontrolle über den Zugang zur Seidenstraße war so groß, dass das abbasidische Kalifat auf seinem Höhepunkt unter Harun al-Rashid gezwungen wurde, ein Bündnis mit China gegen die Tibeter zu suchen.
Interessanterweise sollte die Schwächung der Tang, die bereits in tief verstrickten Kriege zwischen dem uigurischen Khaganat und dem tibetischen Reich war, auch das neue Schicksal für das uigurische Volk bedeuten. Als sich die Tang zurückzogen, schauten die Uiguren nach Westen und versuchten, die westlichen Regionen aus der tibetischen Hand zu entreissen und mit stillschweigender Unterstützung der Tang, sie als ihre eigenen zu beanspruchen. In ihrem langen Kampf nahmen sie Karakhoja (Qocho) ein, was ihr Halt im Tarim-Becken werden sollte.
Im Jahre 840 verbündete sich der General Külüg Bagha und Uje Khan ein Rivale des uigurischen Herrschers, mit den Kirgisen, die die uigurische Hauptstadt niederbrannten und die uigurischen Herrscher Kichik Tegin und Ughe Tegin töteten. Diese traumatische Niederlage führte zum Zusammenbruch des Khaganats und löste einen massiven Exodus der Uiguren aus der Mongolei nach Turfan, Kumul und Gansu aus, wo sie das Königreich Qocho und das Königreich Gansu im Hexi-Korridor gründeten.